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Indikatorkennblatt

Hemerobieindex


Kategorie:
Landschaftsqualität

Maßeinheit:


Kurzbeschreibung:
Flächengewichteter Mittelwert der Hemerobiestufen aller Landnutzungen
der jeweiligen Bezugsfläche





Bedeutung und Interpretation:
Der Begriff Hemerobie leitet sich von den griechischen Wörtern hémeros (gezähmt, kultiviert) und bíos (leben) ab. Die Hemerobie stellt die Gesamtheit aller Eingriffe des Menschen in den Naturhaushalt dar und kann als ein inverses Maß der Naturnähe verstanden werden, wenn die anthropogenen Eingriffe reversibel sind. Den Flächennutzungen bzw. Bodenbedeckungen werden Werte folgender 7-stufigen Hemerobieklassifikation zugeordnet:
- Stufe 1: ahemerob (nicht kulturbeeinflusst),
- Stufe 2: oligohemerob (schwach kulturbeeinflusst),
- Stufe 3: mesohemerob (mäßig kulturbeeinflusst),
- Stufe 4: beta-euhemerob (mäßig-stark kulturbeeinflusst),
- Stufe 5: alpha-euhemerob (stark kulturbeeinflusst),
- Stufe 6: polyhemerob (sehr stark kulturbeeinflusst) und
- Stufe 7: metahemerob (übermäßig stark kulturbeeinflusst / Biozönose zerstört).

Auf Basis dieses Indikators sind Gesamtaussagen über die Qualität der anthropogenen Flächeninanspruchnahme möglich (im Gegensatz zu sektoralen Indikatoren).


Datengrundlagen:
ATKIS Basis-DLM, BKG
Potentielle natürliche Vegetation Deutschlands, BfN (2010); LBM-DE, BKG

Methodik:
Die Zuordnung der Hemerobiestufen erfolgte auf der Grundlage von Geodaten wie folgt:

Die Angaben zur Bodenbedeckung bzw. Flächennutzung werden aus dem Landbedeckungsmodell für Deutschland (LBM-DE) entnommen, da die Kategorien des Freiraumes (v.a. Wald und Grünland) hier besser erfasst sind als im ATKIS Basis-DLM. Das Straßen-, Wege- und Schienennetz sowie die linienhaften Gewässer werden aus dem Basis-DLM abgeleitet und mit dem LBM-DE verschnitten, da das LBM-DE keine linienhaften Elemente enthält. Baumreihen und Hecken werden ebenso wie Punktobjekte (z.B. Quellen und landschaftsprägende Einzelbäume) nicht berücksichtigt. Für die Pufferung der im ATKIS Basis-DLM linienförmig vorliegenden Objekte können die enthaltenen Breitenangaben genutzt werden. Bei fehlender Breitenangabe erfolgt eine standardisierte Zuweisung von Werten anhand anderer Eigenschaften (z.B. Widmung von Straßen, Anzahl von Fahrstreifen oder Gleisen).

Zur Klassifikation von Wäldern und vegetationslosen Flächen nach ihrer Hemerobie ist zusätzlich eine Verschneidung mit der potentiellen natürlichen Vegetation (pnV) notwendig. Hierfür wird die bundesweit vorliegende Karte der pnV im Maßstab 1:500.000 genutzt. Für die Analyse wird eine semantische Generalisierung mit den im Basis-DLM vorhandenen Landnutzungstypen Nadel- und Mischwald sowie natürlich waldfreien Standorten durchgeführt. Schneiden diese Fläche die jeweilige passende pnV-Einheit, wird diese als standortgerecht und damit weniger kulturbeeinflusst klassifiziert. Weil der Laubwald überwiegend der pnV in Deutschland entspricht, erfolgt dafür kein separater Abgleich.

Der Hemerobieindex errechnet sich aus der Summe der flächengewichteten Anteile der einzelnen Hemerobiestufen an der jeweiligen Bezugseinheit (Verwaltungsgebiete VG25). Dabei können Werte zwischen 1 und 7 auftreten.


Verweise:
Hemerobie

Bemerkungen:
Der Indikator wird ab 2009 aller drei Jahre berechnet, weil das LBM-DE in diesem Turnus aktualisiert wird.

Bezugsebenen:
X Bundesrepublik Deutschland X Städte (> 50 000 Ew.) X Raster 10 km
X Bundesländer Stadtteile X Raster 5 km
X Kreise X Raster 1 km
X Gemeinden X Gemeindeverband X Raster 500 m
X Raster 200 m
X Raumordnungsregionen X Raster 100 m
Planungsregionen

Quellen/Literatur:
Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV): Aktuelle Dokumente der GeoInfoDok 6.0 (AAA-Modell)

Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) (2016): Digitales Landbedeckungsmodell für Deutschland: LBM-DE 2012. 18 S.

Bundesamt für Naturschutz (BfN) (2010): Karte der potentiellen natürlichen Vegetation Deutschlands. 358 p., Bonn-Bad Godesberg.

Walz, U.; Stein, C. (2014): Indicators of hemeroby for the monitoring of landscapes in Germany. In: Journal for Nature Conservation 22 (2014) 3, 279-289.

Stein, C.; Walz, U. (2012): Hemerobie als Indikator für das Flächenmonitoring. Methodenentwicklung am Beispiel von Sachsen. In: Naturschutz und Landschaftsplanung, 44(2012)9: 261-266.

Stein, C. (2011): Hemerobie als Indikator zur Landschaftsbewertung - eine GIS-gestützte Analyse für den Freistaat Sachsen. Philipps-Universität, Marburg. 137 S. [Diplomarbeit].

Steinhardt, U.; Herzog, F.; Lausch, A.; Müller, E.; Lehmann, S. (1999): The Hemeroby Index for Landscape Monitoring and Evaluation. In: Hyatt, D. E.; Lenz, R.; Pykh, Y. A. [Hrsg.]: Environmental indices systems analysis approach. ? Advances in sustainable development: 237-154; Oxford (EOLSS). [Proceedings of the First International Conference on Environmental Indices Systems Analysis Approach (INDEX-97), St. Petersburg, Russia July 7-11, 1997].